Glocken-Feuilleton
06/01/2014
Habkern (BE), ref. Kirche
Im Herbst 2013 wurden die beiden hübschen Spätbarockglocken des letzten bernischen Glockengiessers Emanuel Meley (1818) durch die Firma Muff AG mit neuen Klöppeln ausgestattet. Die alten Klöppel, birnenförmig und mit unterschiedlichen Anschweissungen an den Vorschwüngen, befriedigten klanglich nicht mehr: Gerade die reichlich offene Glockenstube liess die klirrenden Anschläge umso stärker in Erscheinung treten, geradezu giftig und bellend mutete der Klang der Glöcklein an. Ein Befund, den in vergangenen Zeiten viele Experten auf eine mässige Guss- und Klangqualität der Glocken geschoben hätten, erwies sich einmal mehr als klöppelbedingtes Problem: Mit den neuen, kurzen Kugelklöppeln wurde ein überraschend sanft und volltönig wirkender Klang erreicht, der nun mit der idyllischen Erscheinung des Kirchleins eine hervorragend übereinstimmende akustische Kulisse bildet.
Matthias Walter, beratender Glockenexperte
Ich zweifelte zuerst an der Objektivität meiner Wahrnehmungen. Hörte sich noch vor kurzer Zeit das Geläute unserer zwei Glocken hart und schrill an, so erschien mir der Klang jetzt sanft, weich und gleichmässig. Eine Frau, welche sehr nahe der Kirche wohnt, bestätigt meine Feststellung. Sie hat sich beschwert über das Geläute um sieben Uhr in der Früh' am Sonntag. Regelmässig ist sie davon aufgewacht. Kaum sind die neuen Klöppel montiert, ereignet sich für die Frau Erfreuliches. Als sie an jenem Sonntag erwacht, reibt sie sich verwundert die Augen; der Wecker zeigt bereits acht Uhr. Jetzt spricht es sich herum: unsere Glocken haben neue Klöppel erhalten!
Hans Peter Ruf, Präsident der Kirchgemeinde Habkern